THEMA
Herausforderung Netzausbau

Die Energiewende ist beschlossen. Eine Mehrheit der Bevölkerung steht hinter diesem Jahrhundertprojekt.
Bereits jetzt ist klar: Der Netzausbau ist einer der entscheidenden Schlüssel zum Erfolg.
Was der Netzausbau konkret für Deutschland bedeutet, zeigen die folgenden Grafiken auf anschauliche Weise.

Was genau bedeutet der Netzausbau für Deutschland? Wieso ist er zentral für das Gelingen der Energiewende? Welche Faktoren beeinflussen die Umsetzung und welche technischen Anforderungen gilt es zu meistern?
Ein Blick in die Details offenbart, dass das Spektrum der Herausforderungen enorm ist.
Deutlich wird: Wenn das Projekt Netzausbau Erfolg haben soll, müssen nicht nur technische Fragestellungen gelöst werden. Es braucht Beteiligung und Transparenz, um die Gesellschaft auf dem Weg hin zum Ausbau der Stromtrassen mitzunehmen. Das heisst: Bürger vor Ort müssen aktiv in den Prozess einbezogen werden.
Kollaboration ist hier das Stichwort. weiter
Der Energiemix der Zukunft
Die Energiewende setzt großflächige Veränderungen im Mix der erzeugten Energie und im Verbrauch dieser Energie voraus. Der Anteil der Wind-, Sonnen- und Biomasseenergie wird steigen, nukleare Energie aus dem Energiemix verschwinden. Aufgrund der hohen Fluktuation bei der Produktion erneuerbarer Energie und des benötigten Grundbedarfs werden weitere fossile Kraftwerke notwendig werden.
Der Verbrauch soll insgesamt abnehmen und so die Abkehr von der Nuklearenergie erleichtern. weiter
Stromproduktion und Verbrauch 2022 nach Bundesländern
Die Produktion erneuerbarer Energien braucht viel Platz und ist abhängig von Wind, Sonne und anderen variablen Faktoren, die sich nicht oder nur wenig beeinflussen lassen. Windstarke, industriearme Flächenstaaten wie z.B. Mecklenburg-Vorpommern werden zu Großproduzenten von Strom werden, während die stromhungrigen Ballungsgebiete im Westen und Süden aufgrund von Platzmangel oder zu wenig Wind ihren Verbrauch nicht selbst decken können. Die entstehende Aufteilung von Energieproduktion und Energieverbrauch bedingt einen Ausbau des Netzes, der dieser Transferaufgabe gewachsen ist. weiter
Stand und Planung des Netzausbaus nach EnLag und NABEG
Stand und Planung des Netzausbaus nach EnLag und NaBeG
Laut aktuellem Netzentwicklungsplan (Stand: 2012) sollen in den kommenden Jahren 3.800 km neue, länderübergreifende Stromtrassen gebaut und 4.000 km Leitungen modernisiert werden.
Hinzu kommen hunderte km » älterer « Leitungsbauten, die noch im Rahmen sog. EnLAG-Projekte abgeschlossen werden müssen. Die Konsequenz: Deutschland wird in Zukunft von deutlich mehr Stromautobahnen durchzogen werden als bisher - zum Teil in sehr dicht besiedelten Gebieten. weiter
Benötigter, geplanter und realisierter Netzausbau bis 2022
Benötigt werden ca. 3.800 km neuer Höchstspannungsnetze im Rahmen des 2012 verabschiedeten Netzausbaubeschleunigungsgesetzes (NABEG). Die Planung von Trassen ist eine komplizierte und zeitaufwendige Angelegenheit und bisher geht die Tendenz eher zu einer langsameren Planung und Durchführung. Vom 2009 begonnenen Ausbau im Rahmen des Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) sind bis dato erst 12% der benötigten 1.834 km gebaut. Bei unverändertem Tempo ist der geplante Ausbau wohl nicht zu schaffen. weiter
Die Kosten des Netzausbaus
Die Kostendimension des Netzausbaus wird in der öffentlichen Wahrnehmung häufig unterschätzt.
Die Diskussion über die Finanzierung und die Kostenträger befindet sich jedoch in vollem Gange.
Fest steht bereits jetzt, der Netzausbau ist lediglich mit einem der größten Infrastrukturprojekte der vergangenen Jahrzehnte zu vergleichen. Die „Verkehrsprojekte Deutsche Einheit“ (VDE) umfassen ein Volumen von 38 Mrd. €. Die Kosten für den Netzausbau werden je nach Schätzung zwischen 37 und 50 Mrd. € liegen. weiter
Die am Netzausbau beteiligten Akteure im Überblick
Der Netzausbau berührt die Interessen vieler Gruppen:
Politik, Netzbetreiber und Industrie drängen auf einen schnellen Ausbau, um eine verlässliche Energieversorgung zu sichern. Umweltverbände warnen hingegen vor Eingriffen in die Natur. Landwirte wehren sich gegen die Wertminderung ihrer Grundstücke. Bürger sorgen sich um ihre Lebensqualität und die Ästhetik der Landschaft.
Diese Interessen auszugleichen, ist zwingend notwendig, um den Bau der Höchstspannungsnetze gesellschaftlich tragfähig zu gestalten. weiter
Formelles Beteiligungsverfahren nach NABEG und Verbesserungsvorschläge
Wie die Öffentlichkeit in die Planung der neuen Stromtrassen eingebunden wird, ist sehr formal und strikt im Rahmen des Netzausbaubeschleunigungsgesetzes (NABEG) geregelt. Das alleinige Verlassen auf den formalen Beteiligungsprozess birkt jedoch die Gefahr, Konflikte vor Ort nicht ausreichend zu bearbeiten.
Die Empfehlung: Mut zur frühzeitigen Kopplung von formellen Beteiligungsverfahren mit neuen, kreativen, informellen Möglichkeiten der Kollaboration – in sechs Schritten. weiter
Windräder für die Industrie?
Angenommen, ein Industriepark verbraucht 5.400.000 MWh im Jahr. Ein sehr modernes Windrad bietet eine installierte Leistung von 3 MW und könnte im Bestfall in 8760 Stunden im Jahr 26.280 MWh produzie- ren. Moderne Windräder erreichen die maximale Produktion bei Windgeschwindigkeiten von 6–8 m/s - die herrschen aber nicht immer. Um die erreichbare Jahresleistung eines 3 MW Windrades zu errechnen, muss daher ein sogenannter Kapazitätsfaktor angesetzt werden, je nach Standort unterschiedlich: Onshore bei ca. 25–30 %, Offshore bei 40%. Ein 3 MW Windrad erreicht an einem guten Onshore Standort mit einem Faktor von 30% also 7.884 MWh im Jahr. Um 5,4 Mio MWh Produktion in der Energiebilanz mit Windrädern zu ersetzen, bräuchte man daher theoretisch 685 Onshore Windräder der 3 MW Klasse mit einem Mindestabstand von 100 Metern. weiter
Und was ist, wenn kein Wind weht?
Große Industrieanlagen haben einen Grundbedarf an Strom, welcher immer abgefragt wird:
Die sogenannte Grundlast. Diese muss jederzeit extrem verlässlich bereitgestellt werden können. Problematisch ist das für Strom aus Wind- und Solarkraftanlagen, selbst wenn diese in der Jahresbilanz den gesamten Energiebedarf decken können. Denn, kommt es zu Flaute und gleichzeitig mangelnder Sonneneinstrahlung, sinkt die aktuelle Produktion potentiell auf Null. Durch Vernetzung über lange Strecken kann die stark unterschiedliche Verteilung von Wind und Sonneneinstrahlung ausgeglichen werden. weiter
Freileitung und Erdleitung
Leitungstrassen können grundsätzlich als Freileitung oder als Erdleitung verlegt werden. Freileitungen sind weithin sichtbar und benötigen eine breite Trasse, sie sind aber auch technisch deutlich einfacher in Ausbau und Wartung sowie erheblich kostengünstiger. Erdleitungen sind weniger sichtbar, benötigen allerdings ebenfalls eine Trasse, welche frei von Gebäuden, Wald und Ackerbau bleiben muss.